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Die Orgeln in St. Maternus Köln (Rodenkirchen)

Patient Orgel
Disposition der alten Orgel
Die neue Orgel
Disposition der neuen Orgeln
Bericht des Orgelbauers Oliver Schulte

St. Maternus Köln-Rodenkirchen
Patient Orgel
Steere&Turner-Orgel
Die alte Orgel Die neue Orgel

Die Orgel der Maternuskirche stammt noch aus der Erbauungszeit der Kirche. Sie wurde von der damaligen Orgelbauwerkstatt Seifert in Köln-Mannsfeld gebaut. Durch Umbauten, zeitweise vernachlässgte Pflege und teilweise minderwertige Materialien hat die Technik der Orgel schweren Schaden genommen. Unabhängig davon ist die klangliche Ausrichtung der Orgel für den Kirchenraum, den sie beschallen soll, sehr ungünstig. Ein dünner, manchmal an eine Jahrmarktsorgel erinnernder Klang mit asthmatischer Windversorgung, schrillen Höhen und wenig Differenzierungsmöglichkeiten sorgt für einen Klangeindruck, der den Glanz der feierlichen Liturgie entgegen dem Zweiten Vatikan. Konzil eher stört als fördert und die Herzen der Gemeinde trotz geschickter Organisten nur noch sehr begrenzt zu Gott zu erheben vermag.

Außerdem steht die Orgel in der Turmkammer regelrecht eingepfercht an einem akustisch sehr ungünstigen Platz, an dem sich ein solches Instrument nicht entfalten kann, und verdeckt dort das Turmfenster.
Diese Krankheiten machen die Orgel der Maternuskirche zu einem Patienten auf der Intensivstation, bei dem keine Medikation mehr anschlägt. Ein baldiges „Ableben“ dieses Patienten kann sich schon aus technischen Gründen jederzeit ereignen.

Was kann man tun, um diesen Zustand zu verbessern?
Die Palette der theoretisch gegebenen Möglichkeiten ist breit (alle Zahlenangaben sind erste grobe Schätzungen):
- Nichts tun und nach dem „Ableben“ der Orgel andere musikalische Möglichkeiten nutzen (€ 0)
- Technische Instandsetzung der alten Orgel ohne Änderung des Klangbilds (ca. € 40.000)
- Anschaffung einer neuen elektronischen Orgel (ca. € 30.000)
- Ersetzung der alten Orgel durch eine gebrauchte, überholte Pfeifenorgel, z.B. aus einer profanierten Kirche (ca. € 100.000)
- Anschaffung eines Orgel-Neubaus (ca. € 350.000)

Man könnte daran denken, trotz des oben zitierten Gutachtens des Sachverständigen die alte Orgel technisch instandzusetzen. Hierzu liegt eine vernichtende Zustandsbeschreibung mit einer Kostenschätzung in Höhe von € 180.000 (!) vor - also scheidet diese Option als ernsthafter Lösungsansatz aus.

Ein angemessener Orgelneubau würde noch deutlich teurer werden. Das wäre auch langfristig nicht finanzierbar und scheidet deshalb ebenfalls aus.

Der Kirchenvorstand favorisiert deshalb zurzeit den Erwerb eines gebrauchten Instruments aus einer profanierten Kirche, das überarbeitet und an die Maternuskirche angepasst würde.
Am 1. Oktober hat der Kirchenvorstand entschieden, beim Erzb. Generalvikariat einen Vorplanungsantrag zu stellen. In dem Verfahren wird auch die Aussicht auf einen evtl. Zuschuss geklärt. Die schwierige Frage eines angemessenen Orgelstandorts wird diskutiert. Zuvor ist zu klären, ob z.B. der Tabernakel an den Ort versetzt werden sollte, der ihm eigentlich zusteht: Herausgehoben in der Längsachse hinter dem Altar, dort wo in anderen Kirchen der Hochaltar steht. Und dann sind auch noch Aspekte des Denkmalschutzes zu beachten.

Die Maternuskirche erhält etwa im Mai 2011 eine generalüberholte historische vollmechanische Orgel, erbaut 1869 von Steere & Turner mit 23 Registern auf 2 Manualen und Pedal. Sie steht bisher in Keene (New Hampshire / USA) in einer im Verkauf stehenden Kirche.

Bei der Finanzierung fangen wir nicht beim Nullpunkt an. Schon in den 90er-Jahren gab es eine Initiative zur Lösung des Orgelproblems; damals hatte dann die Außensanierung der Kirche Vorrang. Aus dieser Zeit und aus neuen Kollekten und Spenden konnten bislang schon große Beträge gesammelt werden. Eine stolze Leistung - und zugleich eine sehr eindeutige Meinungsäußerung der Gottesdienstbesucher! Aber es ist noch ein großer Kraftakt nötig.

Kann man eine solche Geldausgabe in der heutigen Zeit noch verantworten? Wirkt sich ein solches Projekt nicht nachteilig auf die vorrangigen caritativen Aufgaben der Gemeinde aus? Steht uns eine solche Ausgaben „gut zu Gesicht“? Diese Frage ist in den letzten Jahrzehnten - mit Recht! - in fast jeder Gemeinde, die eine alte Orgel ersetzen wollte, vehement diskutiert worden.
Aber die Altgemeinde St. Maternus ist trotz aller Schwierigkeiten eine lebendige Gemeinde. Sie soll auch künftig in ihrer Kirche würdig den Gottesdienst feiern können. Sie soll sich nicht mit Provisorien behelfen müssen. „Gut-katholische“ Zuversicht heißt nicht, die Augen vor den Entwicklungen der Zeit zu verschließen. Aber: Eine vorauseilende Kapitulation vor manchen kirchengemeindlichen Untergangsszenarien ist sicher auch nicht angebracht. Zudem beweist die Erfahrung in nahezu allen anderen Gemeinden, die ein Orgelprojekt gestemmt haben: Die Orgelspenden gingen nicht zu Lasten des caritativen Engagements für Caritas, Misereor, Adveniat usw. Das sollten wir auch hier in St.Maternus schaffen können.

Spenden können Sie in unseren Pfarr- und Pastoralbüros oder direkt durch Überweisung auf das Konto der Kath. Kirchengemeinde St. Joseph und Remigius, Konto-Nr. 100 540 2621, BLZ 370 501 98 (Sparkasse KölnBonn), Kennwort „Orgelspende St.Maternus“.

Disposition
Orgelbauer Firma E. Seifert (Köln-Mannsfeld), Ursprünge gehen auf das Jahr 1890 zurück.
Ausstattung 2 Manuale, 27 Register

I. Manual II. Manual Pedal
Prinzipal 8' Rohrflöte 8' Contrabass 16'
Flöte 8' Salizional 8' Subbass 16'
Mildgedeckt 8' Prinzipal 4' Octavbass 8'
Oktave 4' Nachthorn 4' Gedacktbass 8'
Spitzflöte 4' Waldflöte 2' Choralbass 4'
Rohrquinte 2 2/3' Nasat 2 2/3' Oktave 2'
Oktave 2' Sifflöte 1' Posaune 16'
Mixtur 4f Scharff 3f 1'
Trompete 8' Oboe 8'
Rankett 16' Krummhorn 8'
Tremulant

Spielhilfen:
Super II-Ped, Super I-Ped, SubII-I, Super II, Super II-I, II-Ped., I-Ped., II-I,
Walze, freie Kombination
Die neue Orgel

Bei Technik und Klang bestehen große Unterschiede zu der bisherigen Orgel. Die Orgel ist vollmechanisch, d.h. alle Verbindungen zwischen Tasten und Pfeifen sind rein mechanisch aus Holz gebaut. Das ist sehr langlebig, wenn auch etwas geräuschvoller als bisher. Das Klangbild ist romantisch geprägt, d.h. es fehlt die strahlend-silbrige (und manchmal schreiend-schmerzende) Brillanz barocker Mixturen ebenso wie der berauschend-überlaute Klang, der einen in der Kirchenbank erschauern lässt. Statt dessen verbreitet die Orgel einen unaufdringlichen, differenzierten, grundtönig orientierten Wohlklang. Die Hörer werden sich sicher daran bald gewöhnen können.

Wir haben uns für eine historische Orgel von 1869, dem Erbauungsjahrzehnt der Maternuskirche, entschieden. Sie wurde von Steere & Turner erbaut und steht bisher in einer methodistischen Kirche in Keene (bei Boston /USA). Die Orgel wird von der Orgelbaufirma Schulte aus Kürten im Bergischen Land importiert, restauriert und aufgebaut. Schulte Orgeln stehen u.a. in Porz (St. Josef), in einigen Kirchen im Rhein.-Berg. Kreis und in Bonn-Limperich.

weitere Informationen: www.orgelbau-schulte.de
Disposition
Orgelbauer Steere & Turner, 1869
Ausstattung 2 Manuale, 23 RegisterFotomontage - neue Orgel St. Maternus Köln

I. Manual (Great) II. Manual (Swell) Pedal
Bourdon 16' Bourdon 16' (B/D) Double Open Diapason 16'
Open Diapason 8' Open Diapason 8' Bourdon 16'
Dulciana 8' Stop'd Diapason 8' Stop'd Diapason 8'
Melodia 8' Octave 4' Horn 8'
Octave 4' Flute 4'
Flauto traverso 4' Fifteenth 2'
Twelfth 2 2/3' Nineteenth 1 1/3'
Fifteenth 2' Bassoon / Oboe 8'
Mixture 3 ranks
Trumpet 8'
Clarinett 8'

Bericht des Orgelbauers Oliver Schulte

Bei der restaurierten Orgel der kath. Gemeinde "St. Maternus" in Köln-Rodenkirchen handelt es sich um ein nahezu unverändertes Instrument der Bostoner Orgelbaufirma Steere&Turner aus dem Jahre 1869 (II/21). Die Orgel wurde bis vor 10 Jahren in der methodistischen Gemeinde in Keene / NH aktiv benutzt. Auf Grund raschen Mitgliederschwunds konnte der Kirchraum (somit auch die Orgel) nicht mehr unterhalten werden. Seitdem wurde die Orgel nicht mehr gespielt.

Mitte 2010 trat die Rodenkirchener Gemeinde an uns heran und informierte sich über gebrauchte Instrumente aus England/Amerika. Dank unseres guten Netzwerks konnte relativ schnell ein Instrument gefunden werden. Im März 2011 besichtigte ich das Instrument und zwei Monate später erneut, diesmal mit Vertretern der Gemeinde.
Recht schnell war klar, dass es dieses Instrument sein soll.

Ende 2011 wurde die Orgel von unserem Team demontiert und per Seefracht in unsere Werkstatt gebracht, wo es ca. ein halbes Jahr restauriert wurde. Die einzige Schwachstelle war das Pedal, welches aus einem einzigen Register bestand (Open Diapason 16'). Hier wurde behutsam und mit passendem Pfeifenmaterial erweitert, so dass sich die jetzige Disposition wie oben genannt darstellt:

Ende Juni begann die Montage der Orgel und schon bei den ersten Probetönen stellte sich heraus, dass die Orgel nicht nur optisch und technisch, sondern auch klanglich als absoluter Glücksgriff zu bezeichnen ist. Ich persönlich gehe sogar so weit zu sagen, dass die Orgel das erste Mal in ihrem "Leben" klanglich aufblühen kann, da ihr bisheriger Standort akustisch eher als ungünstig zu bezeichnen war. Für die Intonation haben wir Giovanni Crisostomo engagiert, der zusammen mit mir vier Wochen intoniert hat.

Dank unseres wachsenden Netzwerkes konnten wir auch die Geschichte der Orgel nahezu lückenlos aufdecken.

Am 11.9.2011 wurde die Orgel in einem festlichen Gottesdienst von Weihbischof Manfred Melzer eingeweiht. Nachmittags spielte Prof. Jürgen Kursawa das Einweihungskonzert.

Abschließend bleibt zu sagen, dass dieses Projekt eines der spannendsten unserer Firmengeschichte war. Die Resonanz ist jetzt bereits beträchtlich und geht über die Bundesgrenzen hinaus.

St. Maternus Köln-Rodenkirchen

A
nsprechpartner

Büro St. Maternus

Fon: 0221 / 39 23 60
Fax: 0221 / 39 42 81
E-Mail: buero-st.maternus(at)rheinbogen-kirche.de

Anschrift: Hauptstr. 19, 50996 Köln (Rodenkirchen)

Öffnungszeiten: Mo, Mi, Fr 09 - 11 Uhr


Ausführliche Informationen zur Gemeinde erhalten Sie direkt im Büro St. Maternus oder auf der Webseite http://www.rheinbogen-kirche.de


Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde
Fotos und Texte: Stefan Harwardt , Thomas Felshart
OI-K-27
weiterführende Links:

Webseite Kath. Kirche im Rheinbogen